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03 — Margarete Mayer Langenargen

„Meine letzte Schulkameradin ist vor zwei Jahren gestorben und um mich herum habe ich keinen Menschen mehr, der so alt ist wie ich. Ich bin jetzt 99 Jahre alt.“



Ich muss ehrlich sagen, wenn es mir schlecht ging und manchmal ist man eben am Boden zerstört, bin ich in den Garten gegangen und habe gearbeitet. Das hat mir viel gebracht. Lindenblüten und Spitzwegerich haben wir getrocknet und dann Thymian und Rosmarin, der sich gut zum Kochen eignet. Auch Petersilie und Schnittlauch gab es bei mir.

Mein Mann hieß Willy. Wir hatten erst nach dem Krieg im Jahr 1947 geheiratet. Die Hochzeit war wunderbar. Wir hatten hundert Kinder im Kindergarten und die wollten alle zur Hochzeit kommen. Nachmittags kamen sie hierher zur Lindauer Straße. Meine Mutter hat extra ganz kleine Plätzchen gebacken. Wir hatten ja nichts, und es war trotzdem ein großes Fest. Bürgermeister Wocher hat mich gefragt, was ich mir wünsche zu meiner Hochzeit. Dann habe ich gesagt, Herr Bürgermeister, nur etwas Essbares. Dann haben die ein kleines Leiter-
wägelchen genommen, das hat man voll bepackt mit Mehl, Butter, Zucker, Eier - also nur Lebens-
mittel.

Obendrauf war noch ein großes Zopfbrot und das war das größte Glück für uns. Wir hatten nach unserer Hochzeit mindestens 14 Tage lang reichlich zu essen.

Es ist alles gut - manchmal auch nicht.
Aber das ist im Leben so. Zufriedenheit ist das größte Glück. Viele nehmen dies leider nicht an.

Ich bin so alt und froh, dass ich jetzt im Heim untergekommen bin. Da fühle ich mich wohl.












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