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05 — Julie Wirth Langenargen

„Ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Mutter nach dem Krieg in Lindau Fische gegen Schuhe getauscht hat.“



Mein Vater war Berufsfischer, aber kein Sportfischer und hat das große Fischereipatent 1953 wieder abgegeben. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich mit ihm auf den See hinausgefahren bin, um die Netze ins Wasser zu setzen. Nach dem Einsatz hat mein Vater die Fischernetze auch immer selbst in mühsamer Handarbeit repariert und geflickt.

Wir haben unsere Fische, die wir gefangen haben, bei der Fischhandlung Kauffmann in Langenargen abgeliefert. In dieser Zeit wurden noch sehr viele Kretzer gefangen, die heute nur noch selten im Bodensee vorkommen. Der Fischhändler nahm die Fische aber nur an, wenn sie bereits geschuppt waren. Dies war natürlich eine sehr anstrengende Arbeit, damals wurden die Fische noch nicht filetiert.

Die Fischer kannten sich alle auf dem Bodensee, auch die Kollegen aus der Schweiz wurden auf dem See immer gegrüßt. In den 50erJahren arbeiteten noch 40 Fischer in Langenargen, heute sind noch vier Berufsfischer übrig geblieben. Das hat sich leider alles sehr reduziert. Sie fangen ja leider auch viel zu wenig.

Mein eigener Mann hat sehr viel gearbeitet, er war Metzgermeister von Beruf und hat noch viele Hausschlachtungen gemacht. Er war sehr häuslich und sehr temperamentvoll.

Ich würde mich selbst als sehr geradlinig beschreiben, was für manche meiner Mitmenschen nicht immer ganz einfach war. Aber das ist eben meine Art. Zu mir hat mal jemand gesagt, sie sind doch keine richtige Langenargenerin, die sind doch ganz anders. Wenn damals Fremde in den Ort gezogen sind, wurden sie „Reigschmeckte“ genannt, die waren nicht besonders beliebt.

 










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